Wassermanagement gewinnt zunehmend an Bedeutung. Eine Wasserwende sei noch wichtiger als eine Energiewende, sagen die Experten von Hölscher Wasserbau, die mit rund 800 Mitarbeitern weltweit Großprojekte betreuen.
Hölscher kümmert sich bei Großprojekten weltweit um den Wasserbau

Besser mit Wasser umgehen

Hölscher Wasserbau ist weltweit auf Expansionskurs. Inzwischen zählt die Firma aus Haren fast 800 Beschäftigte - Tendenz steigend. Dabei wird die Arbeit der Experten im Wassermanagement mit Blick auf den Klimawandel immer wichtiger. Für Geschäftsführer Heinz Hölscher ist eine „Wasserwende noch wichtiger als eine Energiewende“. Hier liege in Zukunft ein wichtiger Fokus des Unternehmens. 2021 konnten er und seine Schwester Maria Borgmann den Deutschen Mittelstandspreis in Empfang nehmen.

Der Deutsche Mittelstandspreis wird seit 2014 von der MIT verliehen. Sie ist nach eigenen Angaben mit 25.000 Mitgliedern bundesweit und 400 Mitgliedern im mittleren Emsland der größte parteipolitische Wirtschaftsverband in Deutschland. Die MIT setzt sich demnach für die Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft und für mehr wirtschaftliche Vernunft in der Politik ein.

Hölscher entwickelt seit 62 Jahren innovative Lösungen im Bereich Wasserhaltung, Brunnenbau, Umwelttechnik und Grundwassermanagement. Das Unternehmen war an zahlreichen Großprojekten beteiligt wie der Bahnhofstieferlegung Stuttgart 21, dem Bau einer U-Bahn in Kopenhagen, dem Neubau der Europäischen Zentralbank in Frankfurt oder der Absicherung des Weserstadions in Bremen gegen ein mögliches Aufschwimmen bei Hochwasser und avancierte in einigen Geschäftsbereichen zum Weltmarktführer.

Auftragsbücher gut gefüllt

Die beiden Geschäftsführer Maria Borgmann und Heinz Hölscher erklärten, dass das Unternehmen in diesem Jahr mit seinen 550 Mitarbeitern im Inland und fast 250 im Ausland rund 130 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften werde. Neben dem Stammsitz in Erika bei Haren unterhält die Hölscher Wasserbau GmbH Niederlassungen in Stuttgart, Frankfurt, Essen, Berlin, München, Karlsruhe und Hodenhagen. Auch in den Niederlanden, Polen, Dänemark, England, Rumänien, Katar und Kanada ist der Familienbetrieb aus dem Emsland vertreten.

Zu den größten Projekten gehört der Bau einer neuen Stammstrecke vom Münchener Hauptbahnhof in Richtung Süden. Hier werden 40 Meter unter der Erdoberfläche neue Bahnsteige und Gleise für die völlig überlasteten Bahnstrecken errichtet. Wie bereits beim Bahn-Projekt „Stuttgart 21“ sind die Emsländer über Jahre für das Wassermanagement in der bayrischen Metropole zuständig. Zu den großen Aufträgen gehören zudem die neuen LNG-Terminals in Wilhelmshaven, Brunsbüttel und jetzt auch in Antwerpen. Hier sorgen die Wasserbauexperten aus Haren dafür, dass das Gas sicher von den Schiffsanlegern zu den Speichern an Land gelangt. Allein für das LNG-Terminal in Wilhelmshaven frästen 30 Hölscher-Mitarbeiter elf Kilometer Rohrgraben, bohrten 500 Brunnen mit einer Tiefe zwischen acht und zwölf Metern, verlegten 25 Kilometer Rohrleitungen und realisierten rund 60 offene Wasserhaltungen.

Große Auftraggeber sind zudem die beiden Übertragungsnetzbetreiber Amprion und Tennet. Sie bauen über hunderte von Kilometern Erdkabel, damit der Strom von den große Offshore-Windparks zu den Verbrauchern im Süden, u.a. in Nordrhein-Westfalen, gelangt. „Auch hier sind wir dafür verantwortlich dafür, dass das Grundwasser abgepumpt, aufbereitet und wieder dem Erdreich zugeführt wird“, sagt Heinz Hölscher. Dieser Kreislauf werde im Rahmen der „Wasserwende“ nach seiner Einschätzung in Zukunft sogar wichtiger als die Energiewende werden. Auch bei Großprojekten wie den Bahnhöfen in Stuttgart oder jetzt München sei es enorm wichtig, dass das abgepumpte Grundwasser wieder zurückgeführt wird. In Stuttgart hätten die Hölscher Wasserbauer bereits eine „herausragende Infiltrationsquote“ von 60 Prozent erreicht. Diesen Wert gelte es in Zukunft bei neuen Großprojekten noch zu übertreffen.